Psychose und Corona

Psychoseseminar vom 17.03.2021

Anwesend: 5 Leute

Moderation: Herr Schmidt

Protokoll: Frau Elsässer

Erster Teil:

Vorstellung des Psychoseseminars
Es gibt im deutschsprachigen Raum ca. 100 Psychoseseminare, die strukturell autark sind. Es handelt sich um einen Trialog zwischen Profis (Ärztinnen, Psychologinnen, Sozialarbeiter*innen), Angehörigen und Betroffenen auf Augenhöhe. Ziel ist es zu verdeutlichen, dass es neben der Akutsituation der Betroffenen auch das ganz normale Leben mit der Erkrankung gibt.

Einstieg

Wie haben Sie die Coronazeit bisher erlebt?


„Ich habe einen Club gegründet und dann kam Corona. Die Umsetzung meiner Ideen blieb schwierig. Neue Kontakte sind schwierig, aufzubauen.“

„Ich vermisse die belgischen Produkte, die belgische Küste. Dass man für 16 EUR an die Küste fahren kann.“

„Man merkt, was man vermisst. Kontakte von Angesicht zu Angesicht.“

„Videokonferenzen sind zu oberflächlich, die Zwischengespräche in den Pausen fehlen.“

„Ich drohte, zu versumpfen.“

„Mir fehlen die Enkelkinder“

„Die Arbeit und Vorbereitung auf meine Rente war wegen des Homeoffice nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich konnte mich nicht von den Kindern verabschieden (Lehrerin).“

„Die Zeit war heftig. Ich war Coronagewinner weil ich als Freiberufler Hilfe bekam. Der Autokauf war in der Krise günstig. Als ich mich ansteckte mit Corona, legte sich ein Schalter um: Plötzlich war der Zwang da, die Quarantäne. Das erinnerte mich an das PsychKG (Zwangsmaßnahmen). Der hohe Preis für die Gesellschaft macht mir zu schaffen. Ich bekam nichts geschafft in der Wohnung, nur Fernsehen, den ganzen Tag.“„Ich sehe psychische Auffälligkeiten bei Jugendlichen, die sich auf dem Spielplatz vor dem Haus tummeln.“

„Es gibt nicht mal entspanntes Einkaufen, alles muss schnell gehen.“

„In mir kommt Wut auf, dass Leute nach Mallorca fliegen.“

Gibt es auch positive Aspekte?

Die Klimaziele werden erreicht.

Ich hatte weniger Erkältungen durch die Hygienemaßnahmen und die wenigen Kontakte.

Ganz andere Fragen finden Raum (nachhaltiger Konsum)

Digitalisierung wird vorangetrieben (Mobilitätseingeschränkte können besser verdrahtet bleiben)

In Museen sind 360 Grad-Gänge möglich.

Beruflich: Ich habe mehr Zeit. Im Homeoffice entfallen die Fahrtzeiten.

Vieles muss ich nicht haben. Meine Uhr war kaputt, ich stellte auf den inneren Rhythmus um.

Kontakte: Reduktion auf wichtige Freunde, gute Freunde bleiben übrig.

Man kann Qualitätszeit mit dem Partner verbringen, Spaziergänge

„Für mich gibt es außer den fehlenden Erkältungen keine positiven Aspekte“.

Kleine Pause:

Was hilft mir in schwierigen Corona-Zeiten?

Was sollte man meiden?

Nachrichten gezielt sehen (nicht zu viel)

Verschwörungstheorien meiden

Nicht versumpfen, nicht in den Tag hinein leben.

Alkohol und Drogen in der Isolation meiden nicht ins Frustessen verfallen

Was kann man tun?

Kontakte über Video

eigene Sachen machen, von denen man weiß, dass sie funktionieren.

Tagesstruktur aufrechterhalten

Schlafdefizit gelassen sehen

Hilfe holen und Unterstützung suchen

Lebenszeichen von sich geben

sich an kleinen Erfolgen und Tätigkeiten freuen

Auch den Frust zeigen (aussprechen hilft)

im Garten und draußen sein

Sport an der frischen Luft

Sport

sich etwas Gutes gönnen (Essen, Musik)

Humor behalten

zusätzliche Aspekte:

„Entschwörungstheorien“: Das bedeutet, in einer so komplexen Welt gibt es keine rundum schlüssigen Konzepte wie Verschwörungstheorien. Die Welt ist zu chaotisch und zufällig.

Diese Einschränkungen bedeuten erschwerte Bedingungen für die psychische Erkrankung.

Man soll sich nicht alles versagen (Ich esse gerne Schokolade).

„Ich bin so verrückt, dass ich wieder die Normalität sehen kann.“

„Ich lebe in der Vorfreude: Reise wird zum zweiten Male verschoben.“

„Kinder haben es schwer, weil sie im Moment leben“

Ich habe viel Geld gespart.

Kulturelle Folgen von Corona. „Es wird bestimmt verfilmt und literarisch
verarbeitet.“

Abschlussrunde: Frage: „Was hat Ihne diese Veranstaltung gebracht? Was
nehmen sie mit? Was lassen Sie hier?