Protokoll des Psychoseseminars vom 18.05.2011 von 19.00 – 21:00 Uhr
Moderation und Protokoll: Frau Dangel
Zunächst erfolgt die Begrüßung des Auditoriums und der Gäste, insbesondere des Herrn Dr. Hinueber, Alexianer Krankenhaus Aachen.
Anschließend stellte Herr Schmidt das Psychoseseminar vor. Hier ergab sich die Frage warum das Seminar „Psychoseseminar“ heißt, und dass dieser Begriff einige Menschen abhält das Seminar zu besuchen, da angenommen wird, dass es sich thematisch immer und ausschließlich um Psychosen handelt.
Herr Dr. Hinueber klärte auf, dass der Begriff Psychose als Oberbegriff für Schizophrenie und affektive Erkrankungen wie Depression steht. Eine Aufklärung über Psychosen findet regelmäßig für Angehörige und Patienten / innen im Alexianer Aachen unter dem Titel „Psychoedukation“ statt. Telefon: 0241 / 47701-0.
Anschließend wurden zum Thema „Psychose und Trauma – Erfahrung – kann eine Trauma – Therapie helfen?“ unterschiedliche Fragestellungen und Aspekte miteinander besprochen.
Der Einstieg fand über die Fragestellung: „Was ist für Sie ein Trauma“ statt. Es wurden Aussagen und Begriffe auf Karten gesammelt. In drei Bereiche wurden die Aussagen anschleißend eingeteilt:
Die Diskussion zu dieser Aufzählung ergab folgende Aussagen:
- Trauma (griechisch) bedeutet Verletzung.
- Ein psychotischer Schub kann als Trauma erlebt werden, z. B. wenn man sich verfolgt fühlt. Erst wenn die Medikamente wirken, kann man davon Abstand nehmen.
- Es gibt in der Chirurgie eine Traumatologie, z. B. für Verletze nach einen Autounfall.
- Trauma -Therapeuten sind für seelische Traumata zuständig.
- Jede Person bewältigt Erlebtes anders. Welche Bewältigungsmechanismen die Person hat und nutzt ist individuell.
- Traumatisierend für Kinder können die nicht verarbeiteten (Kriegs-) Erlebnisse der Eltern sein, bzw. wie sie diese in der Erziehung auf die Kinder übertragen.
- Machtmissbrauch kann traumatisierend sein, besonders wenn eine lange Vertrauensbeziehung bestand.
- Das Gegenteil von Trauma ist Unversehrtheit oder Balance.
- Es gibt Formen der Vorbereitung auf Traumata, z. B. bei Soldaten. Es ist aber nicht möglich alle Gefühle auszublenden.
- Drogen als Eigentherapie bei Traumata können angstbekämpfend wirken, können aber auch Psychosen verursachen.
- Scham bei Traumata ist oft ein Tabu (sich und / oder anderen die Schuld zu geben – z. B. den Eltern).
- Schlechte Erinnerungen (Flasch Backs) können Trauma wieder hervorholen, z. B. bei Suizidversuchen.
- Stationäre Aufenthalte können traumatisch sein (angeführt wurde hier die Station 11 – Akutstation – der LVR Klinik).
- Für Zugführer, die sogenannte „Personenschäden“ (Suizid) erleben, werden vom Dienst freigestellt und erhalten therapeutischen Beistand.
Zur Trauma – Therapie bei psychisch bedingten Traumata:
Eine Besucherin des Seminars berichtete, dass ihre Trauma – Therapie aus drei Bausteinen bestand:
- 1. Gesprächskreis
- 2. Kunsttherapie
- 3. Feldenkrais (Entspannungstechnik / Körperwahrnehmung)
Dr. Hinueber erklärte, dass Trauma – Therapien sich an den Symptomen orientieren. Ein Trauma kann auch eine Psychose auslösen. Ob eine Psychose ausgelöst wird hat unterschiedliche Faktoren: Zum einen ist z. B. Schizophrenie vererbbar. Zum anderen können besonders schwerwiegende Ereignisse / Erlebnisse wie Geburtstrauma, Drogenkonsum (in der Schwangerschaft), Medikamenten- missbrauch, auch Infektionen in der Schwangerschaft + schwerwiegende persönliche Problemlagen (wie z. B. Probleme beim Übergang der Lebensphasen) Psychosen auslösen. Der / die Betroffene entwickelt dann eine Wahnwelt, in der Ängste herrschen. Bei einer Psychose wird immer zuerst auf eine Entängstigung hingearbeitet. Ein Problem ist, dass im Akutzustand in Kliniken oftmals für Betroffene eine Reizüberflutung stattfindet. Hier führte Herr Dr. Hinueber die SOTERIA auf: Es wurden Menschen in der Psychose außerhalb einer Klinik in einem ruhigen Gebiet in Wohnbungalows von Nichtfachleuten durch die Psychose ohne Medikamente begleitet. Erst nach der akuten Phase der Psychose kann eine Therapie beginnen. Ein Problem ist, dass Trauma – Kliniken und Trauma – Ambulanzen keine Psychotiker aufnehmen. Aachen und auch Krefeld sind als Trauma – Kliniken zu empfehlen.
Ein Betroffener erklärte, dass es für Psychotiker oftmals nicht gut passen würde therapeutisch zu arbeiten, damit die „kopfmäßige“ Belastung nicht zu groß würde.
Als weitere Therapiemöglichkeit wurde von einer Angehörigen genannt: Atemtherapie zusammen mit Angehörigen.
Ein Betroffener berichtete, dass er mehrfach erlebt hat, dass er Angst hatte die Klinik zu verlassen und dann bei den Ärzten angegeben hat, er sei suizidgefährdet, nur um in der Klinik (im geschützten Rahmen) zu bleiben.
Das Problem der Nachsorge und des Übergangsmanagement wird im Alexianer AC so gelöst, dass die Station zur Tagesklinik für die Patienten wird, die entlassen werden.
Zur Trauma – Therapie bei körperlichen Traumata:
Es wird stationär oder ambulant verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Durch Entspannung wird die traumatisierte Person stabilisiert. In der nachfolgenden Therapie wird das Trauma nicht mehr ganz durchlebt. Bei sexuellem Missbrauch kann erst dann mit der Therapie begonnen werden, wenn kein Täterkontakt mehr besteht.
Zur Trauma – Therapie gibt es im Internet folgenden Link: www.traumatherapie.org
Abschlussrunde:
In der abschließenden Runde wurde das Seminar als positiv bewertet. Gewünscht wurde sich, noch mehr Information zur Trauma Therapie und zum Umgang mit Betroffenen und Angehörigen zu bekommen – vielleicht in einem weiteren Seminar.
Literaturempfehlungen von Frau Sieburg:
Johann Cullberg
Therapie der Psychosen
(Ein interdisziplinärer Ansatz)
Psychiatrie Verlag
Luise Reddemann
Imagination als heilsame Kraft
(Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren)
Pfeiffer bei Klett-Cotta
Luise Reddemann, Cornelia Dehner-Rau
Trauma
(Trauma erkennen, überwinden und an ihnen wachsen)
Trias Verlag
Peter A. Levine mit Ann Frederick
Trauma-Heilung
(Das Erwachen des Tigers)
Synthesis