Einsamkeit

Psychoseseminar 15. November 1995

  • 1) Es störte mich sofort, daß ich in die Einsamkeit geschickt wurde. Ich wollte gerade das Zusammensein genießen und den Austausch. In der letzten Zeit bin ich darin empfindlicher geworden. Früher habe ich mich öfter zurückgezogen als gut für mich war. Heute brauche ich stärker das Wahrgenommen-werden, das Angesehen- u. Angesprochen-werden. Als ich im letzten Urlaub zuerst eine Woche mit einer Gruppe unterwegs war und dann noch eine Woche allein, da bin ich mir zuletzt zeitweise recht verloren vorgekommen in einem „fremden“ Land, dessen Sprache ich nur notdürftig spreche.
  • 2) Isoliert zu sein Ausgegrenzt durch Verhaltensweisen die von der Mehrheit nicht hingenommen wird. Obdachlose am Straßenrand an denen ich vorbeigehe. Ich denke wenn ich mich mit Aufgaben alleingelassen fühle bin ich nicht einsam. Einsamkeit in Altenheimen. Sich nicht austauschen können, gedanklich, mit anderen. Und keine Aufgaben zu haben. überflüssig sein.
  • 3) Angstgefühl Abstand gegenüber Mitmenschen Isolation Zukunftsängste Gedanken über eigene Fehler Hoffen andere Menschen besser zu verstehen Schuldgefühle
  • 4) Ich empfinde die Einsamkeit nicht gut man braucht einen netten Menschen gerade bei Psyschisch betroffene. Um sich auch besser entfallten zu können. Man ist ja auch oft mal einfach darauf angewiesen. Um auch nicht in eine Depression zu verfallen. Gerade auch in der heutige Zeit. Einsamkeit macht die Krankheit nur schlimmer, man sollte, müßte eigentlich mehr andern hilfsbereiter machen. Da es ja auch vielfach Seelisch bedingt ist. Und wiedrum andre Krankheiten mit sich bringt.
  • 5) wenn ich mich nicht verstanden fühle fühle ich mich einsam. Ich habe dann keinen Gesprächspartner. Meine Probleme muß ich allein lösen unglücklich fühle ich mich nur, wenn die Einsamkeit mich ausgrenzt. wenn ich mich in eine Gemeinschaft eingebettet fühle kann ich meine Einsamkeit in der auch meine Induvidualität zum Ausdruck kommt annehmen. In meiner Einsamkeit erlebe ich mich als vollständiges Individuum. Meine Einsamkeit ist ein geschützter Raum in dem ich mit mir und meinen Gedanken ungestört allein bin.
  • 6)

– mit seinen Gedanken allein sein

– keine Kommunikation

– niemand, der mit einem schweigt

— keinen Menschen finden, der einen versteht

Einsam ist man, wenn man keinen Menschen hat, der einen versteht. Man ist mit seinen Gedanken, Ängsten und Nöten allein und kann sich nicht austauschen über seine Gedanken, man ist mit seinen Gedanken allein. Es findet keine Kommunikation statt die auch stattfinden kann, wenn man gemeinsam schweigt.

  • 7) Einsamkeit kann eine Qual sein und Sie macht traurig. Ist die Traurigkeit zu groß kann eine Depression daraus werden. Man kann unter vielen Menschen einsam sein. Das kann sein, daß man keine Beziehungen aufbaut oder Sie sich nicht aufbauen lassen. Man kann daran arbeiten. Hat man aber keinen Partner wird es schwierig.
  • 8) Austausch ist für den Menschen lebensnotwendig auch wenn jeder letztendlich allein ist. Ohne Austausch mit anderen kann in mir kaum eine Entwicklung stattfinden. Jeder hat manchmal Einsamkeitsgefühle, wird oft nicht alle Persönlichkeitsanteile in den Austausch miteingehen oder manche kein Echo finden. Außerdem kann man manche Dinge nur allein entscheiden. Alleinsein ist auch manchmal notwendig um wieder zu sich zu kommen. Man kann allein sein, ohne sich einsam zu fühlen. Einsamkeit hat auch mit Verlassenheit zu tun bzw. man kann sich auch einsam fühlen wenn man selbst jemanden verläßt und feststellt, daß das auch manchmal notwendig ist.
  • 9)

— ausgrenzung — nicht verstanden werden — distanz

— nicht wissen wohin — manchmal hilflos sein — abschied

— nehmen — verluste spüren — schmerzen real erleben

— akzeptiert werden, für bestimmte leistungen gelobt werden, mutig sein, beachtung ganz zögernd bekommen, neue wege finden, auf andere zugehen, sehnsucht

  • 10) Einsam in der Menschenmenge. Einsam an einem überfüllten Planeten. Einsam, weil viele reden, aber kaum einer zuhört. Einsam, weil ich nicht wirklich vom anderen wahrgenommen werde, wie ich bin. Will ich überhaupt wahrgenommen werden? Von wem? Was soll wahrgenommen werden? Wozu brauche ich Kontakt? Wozu brauche ich Kontakt? Brauche ich Kontakt, um nicht zu mir selbst finden zu müssen?

EINSAMKEIT – Endlich Ruhe! Kein Trubel!

Alleine sein, mit mir, mit meinen Problemen und Sorgen.

— Nur meine Probleme. — keine Kinder — kein Mann

— kein Haushalt — keine Schule — kein Telefon — keine Stimmen — kein Krach.

Meine Festplatte ist einsam. Ich habe keine Verbindung mehr zu ihr. Lieber alleine zufrieden, als in der Menge einsam. Ich brauche mehr Einsamkeit. Ich möchte aber auch Kontakt. Beides ist mir wichtig. Kontakt ist mir nur möglich, wenn ich genug Einsamkeit habe.

  • 11) Alpträume, Menschenangst, Sinnlehre, Tod, Dunkelheit, Verspannung, Zerrissenheit, Gottesferne, Nebel, Gefühlskälte, fehlendes Durchsetzungsvermögen, Tod eines geliebten Menschen, Frustrationserlebnis, Mutlosigkeit, (kein Spaß an der Arbeit) Krankheit, Abschied, Enttäuschung und enttäuscht werden eines anderen Menschen, fehlende Beziehung zum eigenen Körper, fehlende Lust oder Fähigkeit zu Sexualleben, Sich überfordert fühlen, Schwarz—Weiß sehen der Umwelt, Unfähigkeit, sich und andere zu lieben, Sinnloses Besitzstreben, Eifersucht, Neid.
  • 12) Als Angehörige empfinde ich eine Einsamkeit in der Unmöglichkeit meiner Freunde zu verstehen was ist, meine vielleicht lebenslange Angst vor meinen wieder eintretenden Belastungen in Sorgen, Angst davor, es vielleicht einmal nicht mehr schaffen zu können. Die Freunde und sogar nächste Angehörige, die vielleicht gern helfen wollen, aber es nicht können. Während einer Krankheitsphase erlebe ich diese Einsamkeit besonders stark, da man sich zudem unwillkürlich von Freunden zurückzieht. Einsam machen mich Enttäuschungen, da wo ich Nähe suche, da wo ich total mißverstanden werde, mein Denken und Fühlen, daß ich glaube gut sichtbar zu machen, nicht erkannt wird.
  • 13) Einsamkeit bedeutet

– tiefe Stille (Leere in sich zu fühlen)

– keinen Kontakt haben mit Freunden, Nachbarn und Verwandten

– sich nur mit den eigenen Problemen zu beschäftigen

– Ohnmacht

– keine Lust zu verspüren, Neues zu erleben

Ich bin einsam, wenn ich nicht bereit bin, auf andere einzugehen, Mich abkapsel. Ich bin einsam, wenn ich stets den anderen die Initiative überlasse. Ich bin einsam, wenn ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehe. Ich bin einsam, wenn ich das Gefühl habe, von meinen Angehörigen nicht geliebt zu werden.

  • 14)

– ohne Kontakt in Gruppen -> ausgeschlossen, einsam

– Entscheidungen treffen, Verantwortung z.B. bei Suizidgefahr

– bei Verhaltensweisen/Handlungen, die mir neu sind, Gefühl von Einsamkeit

– Gefühl nicht liebenswert genug zu sein -> Rückzug, Einsamkeit

– eigene Wahrnehmung von Welt entspricht nicht dem Weltbild meiner Umgebung -> Einsamkeit

– Ohnmacht & Einsamkeit, Ausgeliefert-Sein

– die Menschen um mich rum, sind mir nicht gut genug, gefallen mir nicht -> Einsamkeit

– Individualität, d.h. ich bin einmalig -> Trennung von den anderen -> Einsamkeit

– Arbeitslosigkeit und viel zu Hause -> Einsamkeit

  • 15) Ich habe 2 1/2 Jahre alleine gewohnt. In dieser Zeit habe ich viel geweint, weil ich sehr einsam war. Mein Hund war zu Hause mein einziger richtiger Freund. Da ich keine Arbeit hatte, hatte ich auch keinen Mut, mir eine Freundin zu suchen. Als ich endlich wieder Arbeit fand, (Juli 92) faste ich neuen Mut. wenn man kein Geld hat (oder zuwenig) wird man nirgendwo richtig anerkannt. Man wird diskriminiert und fühlt sich dadurch irgendwie allein gelassen. Mein Bruder und seine Frau nutzten meine Situation schamlos aus. Sie hetzten die Nachbern auf mich und wollten mir die Zähne einschlagen. Sie versprachen mir eine Arbeitsstelle, was alles gelogen war. Durch diese Situation kam ich in die Psychiatrie, (Psyschich KG), wo ich durch Medikamente noch mehr litt (ich war so einsam und mir ging es so schlecht- Lähmungserscheinungen), das ich mit dem Leben schon abgeschlossen hatte. Diese Qualen werde ich nie vergessen. Von der Klinik kam ich in eine WG, wo die Leute früh schlafen gehen. Dadurch fühle ich mich abends auch sehr einsam. Ich bin froh, das ich in einem Fußballverein bin, wo ich langsam aber sicher wieder zu mir finde und wieder neue Freunde gefunden habe. Im GFC Fußballclub ekelte mich der Vorsitzende hinaus, als meine Mutter starb. Da zu der Zeit aber noch meine Schwester bei mir wohnte, kam ich nicht in die Klinik. Ein Feigling bin ich noch nie gewesen. Der Verein schickte mir eine Beitragsrechnung, als ich in der Klinik war. Ich wurde als Kind von einem Nachbarsjungen schwarz und blau verprügelt, ob ich dadurch Hemmungen, was der Kontakt zu Frauen anbetrifft habe, das könnte immerhin möglich sein, es kann aber auch eine Erziehungssache sein.