Protokoll des Psychoseseminars vom 20.11.19
Anwesend: ca. 12 Personen
Moderation: Herr Schmidt, Frau Schulz
Protokoll: Frau Elsässer
Teil 1:
Vorstellung des Psychoseseminars
Eingangsfrage: Was bedeutet Weltanschauung für Sie persönlich?
Karriere war nicht so wichtig, es ging ums Hier und Jetzt und ums Überleben, als mein Mann die Psychose bekam. Die Kinder sollten glücklich sein und kein Einser-Abitur haben müssen. Der Spruch: Viel Spaß in der Schule war ernst gemeint.
Durch die Erkrankung ist der Bekanntenkreis geschrumpft. Ich habe viel Zeit, weil ich nichts mehr machen kann durch meine Herzerkrankung. Früher war ich beruflich in über 19 Ländern unterwegs. Nun bin ich in der Klinik wegen psychischer Probleme gewesen.
Ich lebte mit 15 Jahren neben jeder Vernunft und wurde psychisch krank. Zu meinem 20. Geburtstag kam kein Mensch. Ich fühlte eine absolute Leere. Weltbild, weiß ich nicht. Nach diesem Ereignis bin ich ein zweites Mal erwachsen geworden.
Der Planet ändert sich rasant. Bald wird es für zwei Milliarden Menschen kein Draußen mehr geben, weil alles zerstört ist. Wo will man hin? Welche Ziele soll man haben?
Ich wurde in der Schule gemobbt.
Mein Sohn wurde gehänselt, weil er korpulent war. Kinder können sehr grausam sein. Er hatte Bauchschmerzen und Ausreden, nicht zur Schule gehen zu müssen.
Ich würde sagen, Erfahrungen ändern das Weltbild.
Freundschaften sind brüchig. Wenn die Krankheit kommt, brechen viele oberflächliche Freundschaften weg.
Zweite Frage: Wie hat sich Ihre Weltanschauung durch die Erkrankung verändert?
Bei mir ist es so, dass meine Weltanschauung zum Urzustand zurückkehrt nach dem Schub.
Viele Menschen sagen zu mir, man sähe mir die Erkrankung nicht an. Das kann ich bald nicht mehr hören. Das macht mich auch nicht gesünder.
Bei manchen Menschen bricht das Weltbild wie ein Kartenhaus zusammen. Eine Nachbarin, die streng katholisch war, sagte nach dem Krebstod ihres Sohnes: Es gibt keinen Gott.
In meinem Glauben ist alles vorbestimmt. Das gibt mir Kraft.
Ich sehe das anders, denn ich möchte selbstbestimmt sein und Kontrolle über mein Leben haben. Nach dem Motto: Hilf dir selbst, so hilft Dir Gott.
Auch relativ gesunde Menschen haben Probleme, wenn sie unvorbereitet in die Altersrente gehen. Sie sind mit der vielen Freizeit überfordert. Man soll sich in jungen Jahren ein Hobby suchen.
Meine Weltanschauung hat sich positiv verändert durch die Krankheit. Ich genieße die „gesunde“ Zeit. Denn es kann jederzeit anders werden.
Das Leben ist kein Sprint sondern ein Marathon. Sich selbst herausfordern bei der beruflichen Tätigkeit und im Privatbereich. Das hilft auf jeden Fall, sich nicht fremdbestimmt zu fühlen.
Pause
Teil 2:
Dritte Frage: Wie gehen Sie mit der Veränderung um? Was ist hilfreich?
Am Ball bleiben und bewusst bleiben. Beispiel: To-Do-Listen führen. Als ich Rückenprobleme hatte, habe ich täglich Übungen gemacht.
Was tut mir gut, was kann ich machen?
Das beste aus einer Situation machen.
Sich Informationen einholen. Das ist gar nicht so einfach, weil sich vieles widerspricht. Zum Beispiel in der Ernährungswissenschaft.
Mut fassen, etwas neues zu probieren.
Akzeptanz von Behinderung und Krankheit. Die Schwächen offen benennen, nichts beschönigen, aber auch nichts verteufeln.
Was hat sich durch die Erkrankung verbessert? Die Erfahrung bringt einen weiter. Das Leben kann durch Erfahrung bereichert werden.
Welche Faktoren spielen eine Rolle dabei? Glück mit Menschen. Das heißt, wenn man sich nur mit Arschlöchern umgibt, kann nichts daraus werden.
Wahre Freunde sind wenige geblieben. Vorteil: Man hat mehr Zeit für sie. Zeit ist wichtig. Sich auf Veränderung einstellen.
Nach vorne schauen. Die Vergangenheit ohne Schuldgefühle so stehen lassen.
Rhetorik-Kurs hab geholfen. Füße massieren. Etwas für sich selbst tun. Einen Stand haben. Besser reden können. Die Füße sind das ehrlichste Körperteil.
Lernen macht Spaß. Man kann bis ins hohe Alter lernen.
Abschlussrunde: Ein Stein wird in die Runde gegeben mit der Frage: Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen? Was nehmen Sie mit, was lassen sie hier?