Protokoll des Psychoseseminars vom 17.03.2004
Um eine Vorstellung davon zu entwickeln, was man unter dem Begriff „Psychose“ verstehen kann wurde die Einteilung der Psychosen gemacht.
- 1.Schizophrene Psychose; optische (man sieht etwas was gar nicht vorhanden ist), akustische (man hört Stimmen) und haptische (man fühlt sich berührt, obwohl keine Berührung stattgefunden hat) Halluzinationen, Paranoia und verschieden ausgeprägte Wahnformen
- 2.Manisch-Depressive Psychose Euphorie (gesteigerter Antrieb und mitunter keinen Überblick über die Finanzen) und im Gegensatz dazu Niedergeschlagenheit
- 3.Schizo-affektive Psychose worunter auch die manische Depression fällt.
Im Verlauf des Gespräches stellt man fest, dass die Dynamik der frühen Symptome bei jeder Person anders in Erscheinung tritt. Die Palette der Möglichkeiten reicht von: die Symptomatik stellt sich schleichend ein, bis die Symptomatik stellt sich absolut überraschend ein. Genannt wurden Begriffe wie: schleichende Symptome, nicht schlafen können, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Hochgefühl, unspezifische Symptome wie Stress und Überforderung, Tag- und Nachtrhythmus verändert sich, Misstrauen gegenüber anderen Menschen und zum Ausgleich dazu die Außendarstellung von anderen einholen. Eine „doppelte Buchführung“ kann sich einstellen mit einem Kontrollzwang, alles mehrfach überprüfen zu müssen. Jeder Schub kann sich anders äußern, muss aber nicht. Auch der Begriff „Tagträumerei“ fiel in dem Zusammenhang mit dem Phänomen, dass die Unterscheidung von Traum und Wirklichkeit nicht mehr exakt vollzogen werden kann. Die Wahrnehmung von Wirklichkeit und Phantasie kann bei einer Psychose verschwimmen.
Ein Teilnehmer kommt auf den Begriff Dopamin“ zu sprechen. Die Dopaminausschüttung im Gehirn kann nach neueren Methoden gemessen werde. Eine andere Teilnehmerin bemerkt dazu, dass die Stoffwechseldiskussion die Schuldgefühle aus dem Zwischenmenschlichen nimmt. Zudem kann man das Augenmerk auf eine mögliche familiäre Häufung bringen. Bei einer gehäuften Dopaminkonzentration können die Gedanken schneller ablaufen und die Phantasiebilder verstärken. Aber auch Ängste und eine Angespanntheit können Raum greifen. Gehirnpysiologisch gesehen ist die Transmittersubstanz (Überträgersubstanz zwischen den Nervenzellen) Dopamin für die Kopplung zwischen Emotionen und Verstand zuständig. Hat jeder das „Talent“ psychotisch zu werden? Dieser Überzeugung ist nach der Aussage einer Teilnehmerin Hr. Dr. Galuske in der Klinik Bad Heiligenfeld.
2. Ist Psychose heilbar und was bedeutet überhaupt Heilung in dem Zusammenhang?
Vom Auditorium kamen nachfolgende Ideen:
- nie wieder Medikamente
- nie wieder Psychiaterbesuche
- nie wieder Angst (Zustände)
- nie wieder Klinikaufenthalte
- nie wieder einen Schub
- immer gut schlafen können
- „normale“ soziale Kontakte haben
- einfach unabhängig sein!
- Seinen Beruf ausüben können
- Konfliktfähigkeit
3. Gibt es Geheilte?
In diesem Zusammenhang wurde der Name Dorothea Buck genannt, die selbst eine Psychose hatte und den Verband der Psychose-Erfahrenen gründete. Psychosen werden dem Alter nach in kindliche Psychosen, Psychosen nach der Pubertät und Alterspsychosen eingeteilt. Bei ca. 1/3 der Psychoseerkrankungen heilt die Ersterkrankung aus.
4. Im Anschluss daran geht es um die Frage: Welche Schritte führen zu Heilung oder Linderung bei einer psychotischen Erkrankung? (Kartenabfrage)
Dabei waren Ergebnisse:
Reizabschirmung
- kein TV
- kein Radio
- versuchen zu schlafen
Tagesstruktur
- Aufstehen
- Regelmäßige Tätigkeiten
- Ansprüche anpassen
Drogenfreiheit
- kein Alkohol, Cannabis o.ä.
- Medikamente anpassen/ über einen längeren Zeitraum Antipsychotika einnehmen
- regelmäßige Arztbesuche
- stabile soziale Kontakte (Freunde, Familie, Beziehung)
- Psycho-Gesprächstherapie
- Geregeltes Leben
- Die Krankheit erkennen können/anerkennen
- ruhige Umgebung im Schub
- Vermeidung von übermäßigem Stress
- regelmäßig schlafen
- sich in die Klinik begeben
- soziales Netz aufbauen mit entspannten Menschen
- ablenkende Tätigkeiten
- Hilfe, Geduld und Verständnis von Angehörigen, Freunden etc.
- Gespräche und spazieren gehen
- veränderte Umgebung und Medikamente
- Halt in der Familie
- Selbstbewusstsein
- aus sich rausgehen
- Kontrolle über Essverhalten erlangen
- Betroffene kennen zu lernen mit denen man sich austauschen kann
- Mit dem Therapeuten seines Vertrauens einen Weg finden
- Möglichkeiten schaffen in seinem Beruf zu arbeiten
- Seminare für Angehörige
Gegen Ende des Seminars wurde der Vorschlag gemacht, einen Reader „Dürener Psychoseseminar 2003“ aus den Protokollen der Seminare zu erstellen und gegen ein geringes Entgelt von ca. 1 € an den Abenden auszulegen. Man könnte zudem die Website des Psychoseseminars Düren überarbeiten!