Protokoll des Psychoseseminars vom 20.10.2010 von 19.00 – 20.45 Uhr
Moderation und Protokoll: Fr. Kinzel
Zunächst erfolgt die Begrüßung des Auditoriums und der Gäste: Frau Nicolai (Krankenhausseelsorge Rhein.Kliniken, DN); Frau Schebesta (Künstlerin); Frau Bongartz (Schatzkiste Düren: Kontakt- u. Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung)
1.Wie kann ein Leben mit der Psychose möglichst positiv gestaltet werden? Welche (neuen) Möglichkeiten gibt es bzgl. dem Umgang mit einer Psychose in den folgenden Bereichen:
Beruf/Arbeit:
Es erfolgte eine rege Diskussion der Teilnehmer; unterschiedliche Aspekte wurden eingebracht:
„Zu arbeiten ist in einer akuten Psychose nicht möglich“
In vielen Berufszweigen ist keine Teilzeitbeschäftigung möglich (z.B. IT-Branche); der Wunsch nach einer Teilzeitstelle scheint aber bei vielen Betroffenen wünschenswert, um eine Überforderung durch reguläre Arbeitszeiten zu verhindern: „Leistungsarbeit als „Gift“ für die Erkrankung“.
In unserer Leistungsgesellschaft werden teils unmöglich hohe Anforderungen gestellt.
Besonders schwierig ist es für Menschen, die in jungen Jahren psychisch erkranken, dann kann häufig keine Berufsausbildung statt finden, nicht beruflich „Fuß gefasst“ werden, so dass diese Betroffenen sehr häufig später von Grundsicherung leben müssen
Als Möglichkeit wird hier von einem Teilnehmer benannt:
Ausbildung in einem Berufsförderungswerk/Behindertenwerkstatt, welche den Vorteil hat, dass dort angemessener auf die Menschen mit psychischer Behinderung eingegangen wird, man von hier aus eine Perspektive entwickeln kann, oder dort weiter arbeiten kann (Hier wird angemerkt, dass das zwar für viele nicht ihr Traumberuf sei (z.B. eigentlich unter den Möglichkeiten/der Intelligenz/dem Können desjenigen liegt), aber den Vorteil bietet, zur Erwerbsunfähigkeitsrente/Grundsicherung eine Zuverdienstmöglichkeit zu haben; sich einen Rentenanspruch zu erwerben; die Tätigkeit bringt Struktur in den Alltag (früh aufstehen); Möglichkeit der sozialen Kontakte (Kollegen)
Eine Teilnehmerin gibt an, dass sich für Sie durch die Tatsache, nicht mehr berufstätig sein zu können die Chance ergeben hat, Ehrenamtlich tätig zu sein und die Möglichkeit geboten hat, sich selbst zu verwirklichen (z.B. kreative Projekte); den Freiraum ermöglicht hat, Dinge zu tun, die man gerne macht und darin erfolgreich zu sein.
Eine Teilnehmerin berichtet, dass evtl. Selbständig/Freiberuflich zu arbeiten eine Möglichkeit bieten kann.
Freizeit/Kreative Arbeit:
Verschiedene Freizeitaktivitäten/Kreative Arbeiten werden genannt, die Chancen und Möglichkeiten bieten, mit der Psychose sinnvoll und kreativ umzugehen:
- Musik
- freie Zeit (kein Leistungsdruck, freie Zeiteinteilung, je nach Verfassung)
- Sprachlich (z.B. Gedichte, Texte verfassen)
- Fotografieren
- Kreative Arbeiten (malen, Tonarbeiten etc.)
Die Künstlerin Annegret Ilse Schebesta stellt in diesem Zusammenhang ihr Buch „Bilder als Spiegel meiner Seele“ vor (zu bestellen über „Die Kette e.V.“, Zehnthofstraße 10, Düren, Tel. 14731) und berichtet über ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit ihren Werken und der Erstellung ihres Buches als Möglichkeit:
- darin Sinn zu finden bis hin zu einer Lebensaufgabe
- den Gesundungsprozess/Verarbeitungsprozess durch einen Schaffensprozess zu beschleunigen/zu erreichen
- Steigerung des Selbstbewusstseins, wenn man selbst etwas schafft, oder auch durch positive Rückmeldungen von anderen Menschen das eigene „Facettenreichtum“ zum Ausdruck bringen
Spiritualität
Der Begriff Spiritualität / Religiosität wird kontrovers diskutiert. Ein Teilnehmer merkt z.B. an, dass nicht jeder Mensch religiös/spirituell sei und es demnach auch nicht für jeden eine Chance / Möglichkeit zum Leben mit der Psychose biete.
Frau Nicolai, Klinikseelsorgerin in den Rheinischen Kliniken Düren möchte den Begriff weiter fassen und sieht darin eine Chance für:
- Gespräche / Austausch
- Unterstützung bei der Selbstfindung
- Unterstützung bei Sinn- oder Wahrheitssuche
- Möglichkeit für Rituale / Struktur / Halt
- sie sieht sich in ihrer Berufsrolle als Seelsorgerin als „Pfadfinder“ / Wegbegleiterin
Medikamente und Psychotherapie
Es wird benannt, dass Medikamente und Psychotherapie eine Möglichkeit bieten, Stabilität zu erlangen, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten; sich auszutauschen.
Soziales Netzwerk
Als hilfreich werden genannt:
- Freundschaften
- Familie
- Vereine
- Kollegen
- Beziehungen
Frau Bongartz von der „Schatzkiste Düren“, einer Kontakt- und Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung stellt das Angebot des Rheinischen Blindenfürsorgevereins Düren vor:
Partnervermittlungsangebot für Menschen mit körperlicher oder psychischer Behinderung
Jedoch auch zur Vermittlung von Bekannten/Freizeitpartnern mit gemeinsamen Interessen z.B. gemeinsames Musizieren, Unternehmungen etc…
- Möglich für Menschen ab 18 Jahre
- 10, – Euro einmaliger Kostenbeitrag
- Einzelgespräche sind möglich
- 1 x pro Monat gibt es dort das Angebot der „Schwatzkiste“ – einem Offenen Treff, der ohne Anmeldung besucht werden kann
Abschlussrunde – ein Stein wird in die Runde gegeben: Was hat Ihnen diese Veranstaltung gebracht? (Was nehmen Sie mit? Was lassen Sie hier?)
Verabschiedung und Bedanken bei den Gästen.
Literaturhinweise:
Annegret Ilse Schebesta: „Bilder als Spiegel meiner Seele“ (zu bestellen über „Die Kette e.V.“, Zehnthofstraße 10, Düren, Tel. 14731)